1999

Präsentation unserer Arbeiten im Schuljahresbericht

Im Schuljahresbericht konnten wir noch wirkungsvoller als sonst auf unsere Arbeitsgemeinschaft aufmerksam machen. Auf 23 Seiten wurde die, von uns erstellte, Schulchronik veröffentlicht. Doch wir hatten nicht nur die Chronik erarbeitet, passend dazu hatten wir noch eine Ausstellung über unsere 140-jährige Schule auf die Beine gestellt. Gezeigt wurden viele historische Fotos, Zeugnisse, Artikel aus Schülerzeitungen usw. Im August wurde diese Ausstellung zum ersten Mal in der Schule gezeigt und im September war sie in der Glauchauer Sparkasse zu bewundern.

Aufnahme in das Pegasus Projekt „Schulen adoptieren Denkmale“

Im Herbst 1999 wurden wir in das Euro-Projekt „Pegasus“ aufgenommen, wobei Schüler europaweit Denkmäler und deren Pflege in Obhut nehmen. Im Rahmen dieses Projektes erhielten wir Fördergelder, die es uns ermöglichten die Arbeiten in unserem künftigen Schulmuseum wieder aufzunehmen. Wir rissen alte Tapete von den Wänden, hackten Putz ab, schafften Schrott weg usw.

Am 12.10.1999 fand ein Treffen verschiedener „Pegasus“-Gruppen in Glauchau statt. Mit dabei waren Schüler aus Dresden, Radebeul, Freital und Glauchau. Im Grünen Salon im Ratshof saß man zusammen und besprach die einzelnen Projekte und stellte sich gegenseitig und seine Arbeit vor. Im Anschluß daran wurde die Ausstellung „Schüler adoptieren Denkmäler“ eröffnet, wo auf Schautafeln zu sehen ist, was jede Gruppe an ihrem Projekt geleistet hat.

Döben 1999

Schon in slawischer Zeit stand auf dem senkrechten Fels über der Mulde in der Nähe der heutigen Stadt Grimma eine Festung, welche m 10 jahrhundert zum Sitz des kaiserlichen Vogtes wurde. Im Jahr 1188 wurde der Markgraf Otto der Reiche aus der Familie der Wettiner wegen Erbstreitigkeiten auf Burg Döben gefangen gehalten. Der äußere Bau des Schlosses entstand im 14. Jahrhundert und blieb für lange Zeit erhalten, wohingegen der innere Ausbau bei einem Brand im Jahre 1857 zerstört wurde. Allerdings wurden noch im gleichen Jahr die Schäden beseitigt und das Schloss im Stil des 16. Jahrhunderts restauriert. Bis 1945 befand sich Döben im Besitz unterschiedlicher Adelsfamilien. Nach der Enteignung wurde das nur geringfügig zerstörte schloss durch eine LPG und durch staatliche Institutionen genutzt. Schließlich veranlasste die SED im Rahmen ihrer Kampagne zur Beseitigung des feudalen Erbes das bis dahin noch genutzte Schloss in den 70-er Jahren zu sprengen.

Im Jahr 1996 begann die Zusammenarbeit des Glauchauer Gymnasiums mit dem Verein „Freundeskreis Dorf und Schloss Döben e.V.“

In diesem Jahr strömten erstmals 30 Schüler der Klassenstufen 11 und 12 (vorwiegend Mitglieder der AG Geschichte) unter Leitung von Hubertus Schrapps in die ehemalige Burganlage, um dort zu versuchen die Mauern, die unter der Verwitterung gelitten haben, wieder sichtbar zu machen und vor den Naturgewallten zu schützen. Viele Schüler, die an dem Projekt teilnahmen, fühlten sich wie richtige Archäologen als sie mit Schaufel, Spaten, Kratzer und Schubkarren begannen, de Sprengschutt, der jahrelang auf der Ruine lastete, zu beseitigen.

Was für ein Erfolg war es da, wenn die mühevolle, schweißtreibende Arbeit der Schüler mit dem Fund alter Keramik belohnt wurde. Aber nicht nur Fundstücke wie Scherben, alte Flaschen und Gefäße aus der zum Schloss gehörenden Brauerei oder die dunklen, faszinierenden unterirdischen Gänge, die ebenso zum Schlosskomplex gehören, lassen die Schüler mit Begeisterung jedes Jahr wieder dorthin kommen. Nein, es ist ein ganz besonderes Flair und Gemeinschaftsgefühl, welches sich hier zwischen den unterschiedlichen Charakteren ausbreitet. Einsamkeit kommt hier ebensowenig auf wie Langeweile, welche doch häufig den normalen Geschichtsunterricht kennzeichnet.

Zu so einem Projekt im Freien gehören natürlich Zelte, welche wir jedes Jahr auf dem Hof der Schlossruine aufschlagen. Auch die einfachen Bedingungen tragen dazu bei, dass der Zusammenhalt in der Gruppe gefördert wird.

Das abendliche Lagerfeuer nach getaner Arbeit darf genauso wenig fehlen wie das selbstgebackene Brot. Zum Backen des Brotes wurden von den Schülern unter Anleitung ihrs Lehrers und des örtlichen Denkmalpflegers Günter Unteidig Pfingsten 1998 zwei Lehmöfen errichtet.

Trotz der vielen Arbeit wird das Lernen nicht in den Hintergrund gedrängt. So konnten wir auch sehr viel über Architektur, verschiedene Bau- und Kunststile oder über die mittelalterliche sächsische Historie und die Geschichte der DDR erfahren. Dieses Wissen lässt sich auch in anderen Fächern anwenden.

Die Teamarbeit, das Erlernen handwerklicher Fertigkeiten (z.B. das Aufstelle von Trockenmauern) und das Gefühl in die Gruppe integriert zu sein, lässt viele Schüler (sogar ehemalige Abiturienten, die schon fest im Berufsleben stehen) jedes Jahr wieder an diesem Projekt teilnehmen, um ein Stück mitzuarbeiten an dem großen Traum der Familie von Below, in deren Besitz sich das Gelände befindet, den ehemaligen Grundriss des Schlosses wiederherzustellen und so ein Stück sächsischer Kultur für die Nachwelt zu erhalten und im wahrsten Wortsinne mit Leben zu erfüllen.

Mit dem Verlassen des Schlosskomplexes ist unsere Arbeit aber noch lange nicht beendet. So wirken wir aktiv an Ausstellungen mit, die der „Freundeskreis Dorf und Schloss Döben“ veranstaltet, um das Interesse der Bevölkerung für das Projekt zu wecken.

Lehmofenbau an der Dr. Päßler Förderschule in Meerane

Was als einmaliges Projekt in Döben bei Grimma begann, erreicht mehr und mehr ein breites Publikum. Mit dem Bau unserer mittelalterlichen Lehmöfen sind wir nun schon über die Grenzen von Glauchau hinaus bekannt. Mit dem Bau dieser Ofen wollen wir den Erhalt von alten Bauweisen und handwerklichem Können sicher stellen.

Nach der Fertigstellung eines Lehmofens auf dem Schulhof des Hauses 2 unsers Gymnasiums wurde zum Schulfest im Sommer 1998 erstmals „Schaugebacken“. Trotz starker Rauchntwicklung war die Resonanz überwältigend. Durch diese „Schauaktion“ weckte man das Interesse anderer Schulen und Einrichtungen und es gab Anfragen einiger regionaler Gaststätten an dieser Form von „Erlebnisgastronomie“. Gleich zu Beginn des Schuljahres 1999/2000 erreichte uns die Anfrage für den Bau eines Lehmofens der Förderschule für geistig Behinderte „Dr. Päßler“ in Meerane. So stellte sich für diejenigen Schüler, die in den Herbstferien nicht in den Urlaub fuhren, gar nicht die Frage über Teilnahme oder nicht. Alle freuten sich auf diese Arbeit in den Herbstferien, denn auch soziales Engagement ist uns wichtig.´Bei dieser Gelegenheit lernten sich auch alle „AG Mitglieder“, insbesondere die Neulinge besser kennen.

Die Arbeiten fande vom 25.-27.10.1999 auf dem Gelände der Dr. Päßler Förderschule statt. Nach drei recht kühlen und regnerischen Tagen stand der neue Lehmofen wie eine Eins. Leider erlaubten weder Wetter- noch Zeitbedingungen, einige Brote im neuen Ofen zu backen.

Aber bevor man eine Scheibe Brot genießen kann, bedarf es vieler Arbeitsschritte. Zuerst muss das Baumaterial, also Holz, Kies, Sand, Zeigel und Lehm bereitstehen. Um das Fundament zu errichten, braucht man eine stabile Konstruktion, in die Erde, Kies und Sand gefüllt werden. Darauf werden Ziegel und Lehm geschichtet. Nun werden die Grundmauern aus Ziegeln und Lehm errichtet. Dort hinein wird Kies gefüllt, um das nun zu errichtende Ofengewölbe zu stützen. Nachdem dieses ordentlich mit Lehm überschmiert ist, legt man den Zugkanal zur Esse an. Am nächsten Tag, wenn der Lehm leicht angetrocknet ist, muss das Gewölbe erneut mit einem Lehm-Stroh-Gemisch überzogen werden. Jetzt muss noch eine ca. 2 Meter hohe Esse gemauert werden. Der Lehm wird mit Stroh vermischt, weil das Stroh dem Lehm mehr Festigkeit gibt und ihn zudem wetterbeständiger macht. So wird ein mittelalterlicher Lehmofen gebaut, der bei guter Pflege bis zu 50 Jahre alt werden kann.

140. Geburtstag des Georgius-Agricola-Gymnasiums

Am 6.11.1999 wurde es feierlich. Es stand nämlich die Festveranstaltung anlässlich des 140. Geburtstages des Georgius-Agricola-Gymnasium im Glauchauer Stadttheater an. Diese Veranstaltung während der Festwoche unserer Penne war wohl eine einmalige Gelegenheit, um auf unsere Arbeitsgemeinschaft aufmerksam zu machen. Drei Vertreter von uns trugen eine Rede zur Schulgeschichte vor, deren Grundlage unsere 23-seitige Chronik war.

Ausbau des Schulmuseums

Die Idee für ein Schulmuseum war eigentlich schon seit der Neugründung des Gymnasiums im Jahr 1992 vorhanden. Der Wunsch, Relikte aus vergangenen Zeiten zu präsentieren und auf einen Teil erhaltener Schulgeschichte zurückblicken zu können wurde immer stärker und spätestens seit der Herausbildung einer AG Geschichte unter der Leitung von Hubertus Schrapps nahezu unabwendbar. Aber es fehlte an den geeigneten Räumlichkeiten. Als dann die ehemalige Hausmeisterwohnung in den Kellerräumen des Hauses 2 unseres Gymnasiums frei wurde, war das für uns die beinahe einmalige Chance, unseren Plan in die Tat umzusetzen.

Doch wir merkten schon bald, dass man mit allen Wassern gewaschne sein muss, wenn man etwas erreichen will. Im Jahr 1996 konnten wir dann mit den ersten Arbeiten beginnen. So galt es unter anderem einen alten Ofen abzureißen und Fließen von den Wänden zu schlagen. Leider fehlte es anfangs noch an der nötigen Zuwendung seitens der Kommune und so lag unser Projekt für einige Zeit lang komplett brach. Aber seit 1999 können wir sogar auf die Unterstützung der Stadt zurückgreifen. Auch unsere neue Direktorin, Frau Kästner, befürwortet die Aktion. So haben wir nun eine zweite Phase massivster Renovierungsarbeiten eingeleitet. Der feuchte Putz musste von den Wänden geschlagen und Tapetereste heruntergerissen sowie die marode Heizungsanlage erneuert werden. Auch neue Fußbodendielung und Wandpanele sind schon eingeplant.

Angesichts der umfassenden Arbeiten aller Art ist sich der eine oder andere unserer AG wohl nicht mehr sicher, ob er nun Abitur oder eine komplette Handwerkerlehre macht. Es gibt kaum etwas, das man hier nicht noch lernen könnte. Und in welchem Unterrichtsfach lernt man schon, in welchem Winkel der Meißel angesetzt werden muss, ohne dabei die darunter liegenden Ziegel zu beschädigen? Außerdem entdecken einige bisher verborgenes Arbeitspotential in sich und gehen mit unglaublicher Motivation ans Werk. Das Aktionen wie z.B. unser Museum auch dem gegenseitigen Kennenlernen außerhalb der Unterrichtsräume dienlich sind, müsste eigentlich jedem sofort einleuchten.

Wir hoffen, dass wir das Museum spätestens im Jahr 2002, zum 100-Jährigem Jubiläum des Gebäudes, eröffnen können. Soweit es unsere Arbeitskraft zulässt, würden wir natürlich ach sehr gern eher fertig werden. Nach der Eröffnung wollen wir vor allem die Schul- und Stadtgeschichte, aber auch das Alltags- und Jugendleben dem Betrachter näher bringen. Das Museum soll allen Schülern unseres Hauses und anderer Schulen zu Unterrichtszwecken zugänglich sein. Weiterhin planen wir einmal monatlich einen „Tag des offenen Museums“, in dem die Räumlichkeiten für alle interessierten Bürger aus Stadt und Land geöffnet sind.