Im Jahre 1996 begann die Zusammenarbeit des Glauchauer Georgius-Agricola-Gymnasiums mit dem Verein „Freundeskreis Dorf und Schloss Döben e.V.“. In diesem Jahr strömten erstmals 30 Schüler der Klassenstufen 11 und 12 (vorwiegend Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Geschichte), um dort zu versuchen die Mauern, die unter der Verwitterung gelitten hatten, wieder sichtbar zu machen und vor den Naturgewalten zu schützen.
Viele Schüler, die an dem Projekt teilnahmen, fühlten sich wie richtige Archäologen, als sie mit Schaufel, Spaten, Kratzer und Schubkarren begannen, den Sprengschutt, der jahrelang auf der Ruine lastete, zu beseitigen. Was für ein Erfolg war und ist es da, wenn die mühevolle, schweißtreibende Arbeit der Schüler mit dem Fund von alter Keramik belohnt wurde! Aber nicht nur Fundstücke wie Scherben, alte Flaschen und Gefäße aus der zum Schloss gehörenden Brauerei oder die dunklen, faszinierenden, unterirdischen Gänge, die ebenso zum Schlosskomplex gehören, lassen die Schüler mit Begeisterung jedes Jahr wieder dorthin kommen.
Auf der Grundlage der vorhandenen Pläne wird der Grundriß der Burg freigelegt. Dann werden schützende Trockenmauern auf den vorhandenen Resten errichtet, um zu verhindern, dass Feuchtigkeit eindringt.
Zu so einem Projekt im Freien gehören natürlich Zelte, welche wir jedes Jahr auf dem Hof der Schlossruine aufschlagen. Auch die einfachen Bedingungen tragen dazu bei, dass der Zusammenhalt in der Gruppe gefördert wird.
Das abendliche Lagerfeuer nach getaner Arbeit darf genauso wenig fehlen wie das selbstgebackene Brot. Zum Backen des Brotes wurden von den Schülern unter Anleitung ihres Lehrers und des örtlichen Denkmalpflegers Herrn Günter Unteidig Lehmöfen errichtet.
Wie unsere Bildergalerie verrät, haben wir vieles in den vergangenen Jahren bereits geschafft. Unter anderem wurde bereits ein großer Teil des Sprengschutts beseitigt und die Grundmauern der Burg Döben sind wieder zum Vorschein gekommen. Darüber hinaus haben wir ein Häuschen errichtet, in dem wir nun wettergeschützt unser Brot backen können.
Auch an den Grundmauern selbst geht es voran. Poröse Mauern wurden zwischenzeitlich u.a. mit Lehm stabilisiert und auch ein Aufgang an der Rückseite der Burg geschaffen.
Geschichte der Burg Döben
Im 10. Jahrhundert wurde das eroberte slawische Siedlungsgebiet durch eine Reihe deutscher Burgwarde entlang der Mulde befestigt. In königlichem Auftrage sicherten die Döbener Burggrafen einen alten Muldenübergang, der vermutlich 1117 von Wiprecht von Groitzsch erobert wurde.
Im Herbst 1188 wurde Otto der Reiche in Döben von seinem Sohn gefangen gesetzt, bis er auf Befehl Friedrich Barbarossas wieder freigelassen werden musste. Die reichsunmittelbare Burggrafschaft Dewin (Döben) fiel wohl schon 1286 an die Wettiner Markgrafen, die es als dynastisches Lehen an die Familie von Luppa gaben. Die Reihe der Besitzer setzt sich quer durch das Mittelalter mit den Familien von Maltitz, von Hirschfeld, von Canitz, von Schönfeld, von Arnim und von Böhlau fort. Anton Sigismund von Below (von Below wurde im Sächsischen zu von Böhlau) heiratete 1779 Maria Charlotte von Arnim, die Erbin des Ritterguts Döben.
Nach einem großen Brand 1857 wurde die Burg nach Entwürfen von Karl Moritz Haenel restauriert und erweitert. Der letzte Besitzer von Döben, Carl von Böhlau, starb 1945; sein einziger Sohn war 1944 gefallen. Die Tochter Else von Böhlau hat in ihrem Testament ihren Neffen, Carl Otto von Hoenning O’Carroll, als Erben des Gutes eingesetzt.
Im Herbst 1945 wurde die Bodenreform durchgeführt, die alle Betriebe über 100 ha betraf. So wurde auch das Land des Rittergutes Döben aufgeteilt und das Schloss geplündert. Die anfänglich von Flüchtlingen bewohnten, durch den Krieg nur leicht beschädigten Gebäude lieferten fehlende Baustoffe für Neubauern und Umsiedler. Der gesamte Komplex verwahrloste bis die Ruine endgültig Anfang der 1970-er Jahre gesprengt wurde.
Der Einigungsvertrag von 1990 zwischen den Regierungen Modrow und Kohl legte fest, dass der von 1945 bis 1949 enteignete Besitz nicht zurückgegeben werden sollte. So hat Karl Friedrich von Below, ein Verwandter der früheren Besitzer, den Schlosshof Döben 1992 von der BVVG gekauft. Er übertrug das Gelände zum 01.01.2002 an seinen Sohn, Hubertus von Below. Die Familie ist seither bemüht, diesen Platz wieder einer würdigen Bebauung zuzuführen.
Eines der wenigen Gebäude auf dem Schlossgelände Döben, dass die Sprengungen überstanden hatte, ist die „Alte Brauerei“. Diese zerfiel zusehends, konnte aber in den Jahren 1999/2000 dank der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, durch Hilfe des Freundeskreises Dorf und Schloss Döben und mit Eigenkapital der Familie von Below notgesichert werden. Kurz vor Fertigstellung des weiteren Ausbaus 2004 wurde das Gebäude (vermutlich durch Brandstiftung) zerstört. Im Jahr 2005 begann der Wiederaufbau zu einem Vereinsahus mit zwei Wohnungen, der aus Mitteln des Amtes für ländliche Entwicklung in Wurzen, Spenden, Eigenkapital und den Versicherungsleistungen finanziert wurde.
Dem Architekten Ulrich Bode aus Leipzig ist es in Zusammenarbeit mit dem Denkmalpfleger Günther Unteidig aus Grimma gelungen, eine optimale Nutzung unter denkmalpflegerischen Aspekten zu kombinieren. So wird das verwilderte Ruinengelände wiederbelebt, Strukturen des ehemaligen Gesamtensembles „Rittergut Döben“ mit Park und Wirtschaftshof werden Stück für Stück sichtbar.
Einmal jährlich unterstützt unser Verein dieses Unterfangen durch unsere stets im September stattfindenden Geschichtspraktika auf dem Schlossgelände. Hierbei helfen wir nicht nur bei der Schuttberäumung, sondern werden auch an alte Handwerkstechniken herangeführt.